Typisch schwedisch?
Ebensowenig wie es „die deutsche Landschaft“ gibt, existiert auch „die schwedische Landschaft“. Schweden misst vom südlichsten Zipfel Smygehuk bei Trelleborg bis zum nördlichsten Punkt Treriksröset fast 1.600km und streckt sich lang vom dem 55. bis zum 69. Breitengrad. Dazwischen liegen nicht nur große Klimaunterschiede, sondern auch unterschiedliche, abwechslungsreiche und wunderschöne Landschaften.
Zahlen Daten Fakten
Doch lassen wir einmal kurz schlichte Fakten sprechen:
- Nord-Süd-Ausdehnung 1.572km (komma drei…)
- Ost-West-Ausdehnung: 499km
- Anteil Wald: 54%
- Anteil Seen und Flüsse: 10%
- Anteil Landwirtschaft: 8%
- Anteil Berge und Hochebenen: 16%
Wenn man die Zahlen betrachtet wird schnell klar, dass Schweden gefühlt nur aus Wald und Wasser besteht. Das milde Klima begünstigt die reiche Flora und Fauna.
Uns war eines Morgens im Fjäll das Kaffeewasser im Teekessel über die Nacht eingefroren und am selben Abend schauten wir am Bohuslän bei über 21 Grad dem Sonnenuntergang zu – so eng liegen verschiedene Gebiete und Temperaturen in Schweden beieinander.
Landschaften Schwedens nach Region
Südschweden
In Südschweden gibt es meist dichte Mischwälder, besiedelte Flächen und eine ganze Menge landwirtschaftliche Flächen. Man kann beim Gesang der Lerchen durch weite Felder radeln, an einem der klaren und fischreichen Flüsse angeln oder in den eher kleineren Seen bei angenehmer Wasser- und Lufttemperatur baden.
Die südliche Küste lädt mit breiten, warmen Sandstränden und idyllischen Fischerdörfchen zum faulenzen oder flanieren ein.
Da die südlichen Regionen teilweise lange Zeit zu Dänemark gehörten und regen Austausch mit Kontinentaleuropa hatten, ähnelt die Architektur mit Backstein- oder Fachwerkhäusern häufig der in Norddeutschland. Erst in Richtung Småland findet man überwiegend die bekannten roten Schwedenhäuschen.
Mittelschweden
Wer sich gerne in der Natur aufhält, wird in Mittelschweden sein Glück finden. Endlose Nadelwälder, saftiges Moos und unzählige Seen laden ein, die Natur zu Fuß, per Rad oder auch im Boot zu entdecken.
Wer wie wir gerne mal ein paar Tage „im Busch“ verschwinden, die Welt ganz ruhig vom Wasser erleben, auf einer „eigenen“ kleinen Insel im Zelt übernachten und frisch gefangenen Fisch auf dem Lagerfeuer brutzeln möchte, der ist in Mittelschweden genau richtig.
Tipp: Kanuverleihe gibt es überall und die Kosten sind vergleichsweise gering!
Die Zivilisation ist nicht allzu weit entfernt, aber es gibt doch deutlich weniger Menschen als in Südschweden. Viele der ehemals über 1200 schwedischen Schlösser und Burgen laden teils erhalten teils als eindrucksvolle Ruine zur Reise in die schwedische Geschichte ein.
Dalarna liegt schon weit genug nördlich, um im Winter eine Schneegarantie geben zu können. So ist es nicht verwunderlich, dass das schwedische Skisportzentrum in Dalarnas Hauptstadt Falun angesiedelt ist.
Nordschweden
Der Norden Schwedens gilt als die letzte Wildnis Europas. Hier ist man öfters auf sich allein gestellt. Endlose Hochebenen, Rentiere und rauhes Klima geben dem „Norrland“ einen ganz eigenen, herzhaften Charakter.
Der Sommer ist angenehm, aber nicht heiß, endlose Wälder und Ebenen begrüßen Wanderer und Outdoorfreunde mit endlosem Grün vor blauem Himmel und fast durchgehender Mitternachtssonne.
Während es an der Küste im Bottnischen Meerbusen auch im Herbst noch angenehm warm und spätsommerlich ist, kann es in den westlichen Hochebenen Jämtlands schon empfindlich kalt und winterlich sein.
Manche Kommunen in Lappland sind so groß wie ein deutsches Bundesland
Richtig nordisch wird es erst in Lappland. Und ganz besonders im Winter. Obwohl die Sonne nicht mehr lange am Himmel steht, erhellt der Schnee die Landschaft.
Tagsüber ausgepowert bei einer Ski-, Hundeschlitten oder Schneescooter-Tour, entspannt beim Eisangeln oder majestätisch beim Schlittschuhlaufen, geben Geschichten und Musik aus samischer Kultur am Lagerfeuer oder in der überall anzutreffenden Sauna am Abend eine unvergessliche Atmosphäre. Gesellen sich am Abend dann noch die magischen Nordlichter hinzu, ist der Winterurlaub in Nordschweden perfekt.
Wo zum Henker ist Dalsland? Erklärung der Läns, Landskaps och Landsdelar
Touristen, die Schweden zum ersten Mal besuchen, sind oft komplett verwirrt von den unterschiedlichen Bezeichnungen, die im Volksmund und in offiziellen Angaben verwendet werden.
Wir versuchen etwas Licht ins Dunkel zu bringen:
Landesteile
Die Landesteile (Landsdelar) sind die einfach verständlichen großen Landesteile Südschweden (Götaland), Mittelschweden (Svealand) und Nordschweden (Norrland).
Die beiden ersten Landesteile Süd- und Mittelschweden belegen jeweils etwa ein Viertel der Landesfläche Schwedens, Nordschweden die andere Hälfte. Die meisten Einwohner leben in Südschweden.
Läns
Schweden wird heute verwaltungstechnisch in 21 Provinzen oder Verwaltungsbezirke, genannt Läns, eingeteilt. Diese verteilen sich dann wieder auf insgesamt rund 290 Kommunen.
Landskaps
Die Landskaps (Landschaften) sind die historischen Bezeichnungen der Landschaften in Schweden, die von allen Schweden im Sprachgebrauch und oft auch von Tourismusorganisationen verwendet werden.
Im Prinzip genauso wie in Deutschland auch: Franken, Schwaben, Baden, Preußen usw. Die genauen Grenzen kennt niemand so genau, aber jeder weiß genau, woher er kommt…
Viele Schweden-Besucher starren verzweifelt auf ihre neu erworbene Landkarte, können aber das genannte Gebiet nicht finden. Das liegt daran, dass die heute etablierten Verwaltungsbezirke (Läns) nicht flächendeckend mit den historischen Angaben der Landskaps übereinstimmen.
Beispiele:
- ein Schwede, der aus Växjö stammt, würde also immer sagen, er kommt aus Småland statt aus dem Kronobergs Län.
- wenn ein Schwede sagen will, dass er an die Westküste fahren möchte, würde er vom Bohuslän sprechen, wohl aber kaum vom Västragötalands Län.
- Dalsland sucht man auf der Karte oft vergeblich, das liegt nämlich nordwestlich des Vänern-Sees im Västragötalands Län und ein Zipfelchen reicht in das heutige Värmlands Län hinein.
Na, Verwirrung perfekt? Macht nichts – selbst wenn man das Gebiet nicht hundertprozentig treffen sollte, es ist ringsherum auch schön.
Dorit Jansen says:
Hallo Matthias,
was für die schwedische Landschaft gilt, passt auch auf die schwedischen Städte. Malmö zum Beispiel hat einen ganz anderen Flair als die Städte im Norden des Landes. Ebenso unterschiedlich sind auch die Menschen, die dort leben. Wer Schweden (gilt für die meisten Länder) wirklich erkunden möchte, braucht Zeit und eine gute Route, die möglichst viele Facetten des Landes abdeckt. Ein Berliner würde sich ja auch nicht mit einem Münchener vergleichen… 😉